Klimawandel: Schweiz hat bisher Glück im Unglück – diese Folgen drohen noch

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Finadium 28/08/2024

Investment News New Zealand

"Es ist ein Sommer der Katastrophen, dennoch hat die Schweiz noch Glück im Unglück gehabt – aus einem bestimmten Grund. (...)

(...)Es ist ein vermeintliches Paradox, das eine neue Studie von der US-Eliteuniversität Harvard angeht. Der Klimawandel werde oft als existenzielle Bedrohung beschrieben, sagen die Studienautoren. Im krassen Gegensatz dazu würden jedoch empirische Schätzungen zeigen, dass eine Erderwärmung um 1 Grad lediglich 1 bis 3 Prozent der weltweiten Wertschöpfung kosten werde. Das sei alles andere als katastrophal.

Doch diese bisherigen Schätzungen würden allesamt die Folgen unterschätzen, weil sie nur nationale Temperaturschwankungen angeschaut hätten, welche nicht einhergehen würden mit einer starken Häufung von extremen klimatischen Ereignissen wie Hitze, Dürre, Stürmen oder Starkregen. Die Harvard-Studie betrachtet deshalb globale Temperaturschwankungen, die infolge von Vulkanausbrüchen oder Solarzyklen aufgetreten sind – und dies über 120 Jahre und in über 170 Ländern.

So gelangen die Forscher zum Schluss, dass eine weitere Erwärmung um 2 Grad die Weltwirtschaft so schwächt, dass am Ende ein Verlust von 29 Prozent entsteht – vor allem als Folge davon, dass extreme Klimaereignisse häufiger vorkommen. Und das Fiese daran wäre, dass der wirtschaftliche Verlust nicht umkehrbar wäre.

Es gäbe kein Comeback wie nach der Coronakrise, weil das CO2 über Jahrhunderte in der Atmosphäre bleibt. Es wäre, wie wenn man in den USA während der grossen Depression leben müsste – «für immer».

Verlorene Generation an den Aktienmärkten

Das Potsdamer Klimainstitut hat angeschaut, ob es wirtschaftliche Folgen hatte, wenn es in verschiedenen Regionen unterschiedlich heiss oder regnerisch war. Dafür analysierten die Forscher die Daten aus 1600 Regionen über einen Zeitraum von 40 Jahren. Aus den dabei festgestellten Effekten leiteten sie eine Vorhersage bis 2050 ab.

Demnach wird allein schon die Erderwärmung sehr teuer, die heute schon nicht mehr vermeidbar zu sein scheint. Es werde einen globalen Einkommensrückgang von 19 Prozent geben – Kosten von jährlich 38'000 Milliarden Dollar. Das sei sechsmal mehr als das Geld, das die Welt ausgeben müsste, um den globalen Temperaturanstieg auf 2 Grad zu beschränken. Die Bekämpfung des Klimawandels wäre demnach ein verdammt gutes Geschäft.

Der Klimawandel galt lange Zeit auch für die Börsen als Non-Event. So rechnete einer der weltweit grössten Fondsmanager stolz vor, auch eine Erderwärmung um 5 Grad bis 2080 bringe ihn nicht ins Schwitzen. Sein Aktienportfolio werde bloss um gerade einmal 4 Prozent an Wert verlieren.

Das Narrativ von den cool bleibenden Aktien wurde kürzlich als «lachhaft» bezeichnet in einer Studie der EDHEC Wirtschaftshochschule in London. Angeführt von Riccardo Rebonato, Physiker und früher Topmanager bei der Investmentfirma Pimco, kritisieren die Forscher frühere Schätzungen.

Sie seien vor allem die Folge davon, dass man bloss darauf geschaut habe, was die Umstellung auf eine CO2-freie Wirtschaft kosten werde. Bei den Klimawandel-Kosten hingegen habe man getan, als würden diese erst in einer fernen Zukunft anfallen und als seien diese für gegenwärtige Aktienbewertungen vernachlässigbar.

Tue man das nicht und berücksichtige die Klimakosten korrekt, sei mit gewaltigen Folgen für die Börsen zu rechnen. Wenn die CO2-Emissionen nicht stärker eingeschränkt würden als bisher, könne es eine Korrektur der globalen Aktienbewertungen um bis zu 40 Prozent geben – und das sei sehr vorsichtig gerechnet, mit konservativen Annahmen. Wenn es jedoch gelingt, die Erwärmung auf 2 Grad zu begrenzen, würden es nur 5 bis 10 Prozent sein.

Diese Verluste werden sich laut Rebonato voraussichtlich nicht nach einzelnen dramatischen Katastrophen einstellen. Es werde schleichend geschehen und verteilt über viele Jahre, in denen die Wirtschaft allmählich weniger produktiv wird und die Unternehmen enttäuschende Ergebnisse abliefern. Einen Ausbruch aus dieser Misere werde es nicht geben, die Verluste seien von Dauer. Rebonato kommentierte seine Studie darum so: «Es könnte eine verlorene Klima-Generation bei den Aktien geben.»"

 

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